Aus 302 wettbewerbsfähigen Vorschlägen haben die Jurys Deutscher Kurzfilmpreis 12 Filme für den Deutschen Kurzfilmpreis 2013 nominiert.
Logo Deutscher Kurzfilmpreis Foto: Kurzfilmpreis
Spielfilme mit einer Laufzeit bis 7 Minuten
Foto: Chemnitzer Filmwerkstatt e.V.
Short Film
Hersteller: Chemnitzer Filmwerkstatt e.V., Ralf Glaser, Chemnitz
Regie und Drehbuch: Olaf Held
Laufzeit: 3 Minuten
Ein Mann in der Mitte des Lebens. Er steht vor dem Spiegel und rasiert sich. Was war und was wird kommen? In seinem "Short Film" zeigt Olaf Held ein Leben im Schnelldurchlauf. Und tritt so mit ganz einfachen Mitteln den überzeugenden Beweis an, dass das Leben viel zu kurz ist für lang(weilig)e Filme.
Spielfilme mit einer Laufzeit von
mehr als 7 bis 30 Minuten
Foto: Hochschule für Film & Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg
Ein kleiner Augenblick des Glücks
Hersteller: Hochschule für Film & Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam - Babelsberg
Regie und Drehbuch: Thomas Moritz Helm
Laufzeit: 23 Minuten
Andreas ist ein Getriebener seiner Triebe. Der Enddreißiger bedient sich in Wien unsauberer Methoden, um von Frauen das zu bekommen, was ihm seine Selbstsucht einflüstert: Aufmerksamkeit und Sex als Futter für ein Ego, das umso angeknackster erscheint, umso stärker Andreas sein vorgebliches Selbstvertrauen nach außen trägt. Da wird der Hausschlüssel im Sand am Wegesrand versteckt, um Kontakt zu einer Joggerin aufzubauen; eine alte Kiosk-Besitzerin wird abgelenkt, um ein Päckchen Zigaretten zu stibitzen. Der Quickie mit einer jungen Künstlerin kostet ihn nur eine Sprite. Und dann trifft Andreas auf ein weibliches Spiegelbild seines eigenen, selbstzentrierten Verhaltens. Es sind kleine Blicke und Gesten einer hervorragenden Besetzung, mit denen Thomas Moritz Helm dieses eindrucksvolle Porträt geglückt ist. Kein Wort, keine Einstellung ist zu viel, wenn der hoch konzentrierte Film eine Suche nach dem Glück in trostlosen Kicks schildert und am Ende mittels einer tragischen Wendung gemeinsam mit seiner Figur zur Ruhe kommt.
Foto: Barbara Marheineke
Grünes Gold
Hersteller: Barbara Marheineke in Zusammenarbeit mit Karibufilm GmbH, Kai Künnemann, Köln
Regie: Barbara Marheineke
Drehbuch: Barbara Marheineke und Susanne Mikulski
Laufzeit: 13 Minuten
Sie können Sonnenstrahlen und CO2-Emissionen in pure Energie umwandeln, effektiv wie Kernenergie und umweltfreundlicher als Windkraft. Kleine grüne Wesen mit großen Nasen bevölkerten als mutierte Wüsten-Geckos den Irak, bis sie 1988 von einem Vertreter von US-Ingenieuren entdeckt und von ihm mitgenommen wurden. Die "Superior Transformed Organic Radical Mutants", kurz "S.T.O.R.M.s", wurden zum Hoffnungsträger amerikanischer Energie-Politik. Was folgte, ist Geschichte. Das sind die Hintergründe, die uns Barbara Marheinekes einfallsreiche Mockumentary "auftischt" und damit zwei amerikanische Irak-Kriege umdeutet. Das schwarze Gold wird zum grünen in Form niedlicher Knetfiguren. Verpackt als Medien-Satire wird munter umdeklariert: Die "Operation Desert Storm" war eigentlich als Anlock-Operation "S.T.O.R.M. Dessert" geplant und die angeblichen Lager mit Massenvernichtungswaffen dienten als irakische Futter- und Brutstätten für die kleinen Energielieferanten. Ohne den Respekt vor den tragischen Folgen zu verlieren, überzeugt "Grünes Gold" mit seinem Mut, unseren zerstörerischen Energiehunger in einer sehr humorvollen Fabel der Manipulation zu transportieren. Für den S.T.O.R.M. im Tank!
Foto: Detailfilm Gasmia & Kamm GbR
Nashorn im Galopp
Hersteller: DETAiLFILM Gasmia & Kamm GbR, Hamburg in Koproduktion mit Kamerapferd
Regie: Erik Schmitt
Drehbuch: Erik Schmitt und Stephan Müller
Laufzeit: 15 Minuten
Muss man einsam sein, um den Geist Berlins zu spüren? Oder beschleicht den Einsamen nur allzu schnell das Gefühl, dass nur er es ist, der den Geist der Stadt erkennt? Vielleicht. Bruno ist so ein Einsamer – bis ihm die Stadt selbst den Weg zu der bezaubernden Vicky weist. "Nashorn im Galopp" ist ein Liebesfilm. Und was für einer. Durch und durch romantisch – weshalb die Liebe auch keine Erfüllung finden wird – ist der Film ein Feuerwerk an frischen Ideen. Erik Schmitt und Stephan Müller, beide besser bekannt als "Kamerapferd", schöpfen bei der Umsetzung ihres Filmes aus einer scheinbar unendlich vollen Schatzkiste visueller Einfälle, die sie dem staunenden Zuschauer zu einer genauso witzigen wie anrührenden Collage präsentieren. So geht Romantic Comedy 2.0.
Foto: Filmakademie Baden-Württemberg
Sunny
Hersteller: Filmakademie Baden - Württemberg, Ludwigsburg in Koproduktion mit dem Südwestrundfunk, Arte und dem Bayrischen Rundfunk
Regie und Drehbuch: Barbara Ott
Laufzeit: 30 Minuten
HAJO ist 19, hat mal wieder keinen Job aber einen 6 Monate alten Sohn, Sunny. So geht seine Freundin für die Familie arbeiten und er kümmert sich um das Baby. Selbst noch nicht erwachsen, nimmt Hajo seine Verantwortung als Vater ernst. Allerdings fällt es ihm nicht leicht, zwischen allen Erwartungen seine Rolle zu finden. Denn da wo Hajo herkommt, sind Männer keine Hausmänner. Die bewegte, fast nervöse Kamera bleibt stets nah an Hajo dran, zeigt jede Regung, jeden Zweifel, jede Zärtlichkeit. Wenn das Baby schreit ist er genervt und im nächsten Moment wieder ein ganz liebevoller Vater. Sein Alltag ist ein ständiger Balanceakt, wobei sein Ego unter den eigenen Ansprüchen als am Spott seiner Umwelt leidet. SUNNY ist dicht und intensiv inszeniert, mit einem von Vincent Krüger berührend interpretierten Protagonisten, der allen Unsicherheiten zum Trotz die klare Linie verfolgend, sein eigenes und das Leben seiner jungen Familie gestalten zu wollen.
Foto: Hochschule für Film & Fernsehen Konrad Wolf Potsdam-Babelsberg
ZIMA
Hersteller: Hochschule für Film & Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam - Babelsberg in Zusammenarbeit mit dem Rundfunk Berlin Brandenburg
Regie: Marcus Heep
Drehbuch: Tobias Wilhelm
Laufzeit: 27 Minuten
Ein Mann bewegt sich durch eine Menschenmenge; sein Gesichtsausdruck regungslos, die Wange gezeichnet von einem Kampf. Es ist der 25jährige Zima, dessen Familie der Jugoslawienkrieg nach Berlin verschlagen hat. Hier lebt er nun mit seinen Eltern in einer kleinen Wohnung und hat in einem Heim für Demenzkranke eine ihn erfüllende Aufgabe gefunden. Doch vieles, was dem sensiblen Altenpfleger auf der Straße begegnet, überfordert ihn. Die Welt erscheint ihm oft kalt und ungerecht.
Zima kann die negativen Eindrücke nur schwer verarbeiten. In seinem Innersten stauen sich die Emotionen und so ähnelt er zusehends einem Dampfdruckkochtopf, der zu explodieren droht, wenn er kein Ventil findet, um sich zu entladen.
Dem Film gelingt es mit einfachen und doch sehr wirkungsvollen Mitteln, das Empfinden seiner Hauptfigur greifbar werden zu lassen. Er setzt dabei auf minimalistische Gesten und Handlungen, die - gepaart mit der unprätentiösen Inszenierung - eine umso größere Wirkung beim Zuschauer erzielen.
Animationsfilme mit einer Laufzeit bis 30 Minuten
Foto: Eyecatch Productions
Father
Hersteller: Eyecatch Productions, Ludwigsburg in Koproduktion mit Compote Collective und Bonobostudio
Regie: Moritz Mayerhofer, Asparuh Petrov, Rositsa Raleva, Veljko Popović und Dim Yagodin
Drehbuch: Ivan Bogdanov, Phil Mulloy
Laufzeit: 15 Minuten
Der Kompilationsfilm "Father" schafft es auf herausragende Weise, die Stile unterschiedlicher Animationskünstler mit verschiedenen biographischen Berichten zusammen zu führen, um eine Metageschichte über das Verhältnis von Kindern zu ihren Vätern zu erzählen. Fragmentarisch und dokumentarisch in der Herangehensweise eröffnen die animierten Bilder einen poetischen Raum, der die existentielle Trauer über die verpassten Chancen und Möglichkeiten dieser Familienbande künstlerisch verdichtet und erlebbar macht.
Foto: Jochen Kuhn
SONNTAG 3
Hersteller: Jochen Kuhn, Ludwigsburg
Regie und Drehbuch: Jochen Kuhn
Laufzeit: 14 Minuten
Mit Brieffreundschaften ist das so eine Sache. Bedenkt man die Folgen bei der Auswahl des Empfängers nicht ausreichend, kann man im Gefängnis landen. Gelingt aus dieser Konstellation jedoch ein Kurzfilm wie "Sonntag 3", wird dies nicht mit Freiheitsstrafe sondern Lobpreisung bedacht. Jochen Kuhn ist eine meisterhafte Miniatur gelungen. Ihm ist es geglückt, das Wesen seiner kammerspielartig inszenierten Geschichte und zweier Protagonisten herauszuschälen. Er braucht nicht die bombastische Verpackungsgeste technischer Raffinesse. Minimalistisch ist die Animation. Überhaupt ist Reduktion ein Grundprinzip des Films, wie heute praktizierte Politik auch oftmals Ausdruck von Reduktion ist: nämlich auf Machterwerb oder Machterhalt. Der lakonische Text offenbart die Absurdität des politischen Tagesgeschäfts in gekonnter Beiläufigkeit verpackt. Überhaupt bilden Sprache, Malerei und Musik eine gleichsam organische Einheit. Kein Wunder, denn hinter allem steht ein und derselbe Künstler: Jochen Kuhn.
Experimentalfilme mit einer Laufzeit bis 30 Minuten
Foto: Ulu Braun
FORST
Hersteller: Ulu Braun, Berlin
Regie und Drehbuch: Ulu Braun
Laufzeit: 11 Minuten
Wir sehen einen Wald, der von Fremdkörpern bevölkert ist: Sportler auf Tartanbahnen, Naherholer, Spiderman, nackte Feuerspringer, einen Plenarsaal mit Politikern und und und. Wie ein roter Faden zieht sich eine Tartanbahn durch den Film, überhaupt ist die Farbe Rot wichtiges strukturierendes Element in dieser assoziativen Videocollage. Der Wald – spätestens seit der Romantik beliebter Sehnsuchtsort für stadtmüde Zivilisationskritik – wird gezeigt als durch und durch medialisierter Erlebnispark, die Gegensätze Natur und Kultur geraten gehörig ins Wanken. Die Nahtstellen zwischen einmontierten Bildern werden offengelegt und erinnern in ihrer Rauheit an die Anfangszeiten der Videokunst. Die geniale Mischung aus Trash und Überhöhung, die durchaus auch mal ins Kitschige lappen kann, hat uns im besten Sinne irritiert, zum Lachen gebracht und schlichtweg begeistert. Ganz besonders in Kombination mit der hervorragenden Filmmusik von Max Knoth, die ebenso gekonnt und humorvoll mit filmischen Vorbildern spielt und dabei ein ganz eigene Atmosphäre schafft.
Sudden Destruction Foto: Limboland Productions
Sudden Destruction
Hersteller: Limboland Productions, Bjørn Melhus, Berlin
Regie und Drehbuch: Bjørn Melhus
Laufzeit: 4 Minuten
Ein steriles Zimmer einer Hotelkette, mit Blick auf eine Stadt in der Dämmerung. Ein Mann im Anzug neben einem Körper unter einer Decke im Bett. Ein Fernsehmoderator, der Ankündigungen des Weltendes aufzählt. Der Körper unter der Decke wird erweckt, postuliert schwer atmend mit starrem Blick: Plötzliche Zerstörung. Geräusche aus der Unterwelt begleiten die unter Krämpfen ausgestoßenen verschiedenen Prophezeiungen. Gut vier Minuten spielt Björn Melhus mit den Referenzen zu Horror- und Geisterfilmen. Die Stimmen kommen nicht aus dem Jenseits, sondern aus dem Youtube-Universum der Endzeit- Träume. Eine skurrile, komische und doch auf eine Realität verweisende Szene entsteht. Mit "Sudden Destruction" perfektioniert Melhus seine Arbeit der "Verfilmung" recherchierter Tonmaterialien in Rhythmus und Timing.
Dokumentarfilme mit einer Laufzeit bis 30 Minuten
Foto: Pelle Film Riedel & Timm GbR
Kiran
Hersteller: Pelle Film Riedel & Timm GbR, München
Regie und Drehbuch: Alexander Riedel, Bettina Timm
Laufzeit: 30 Minuten
Bettina Timm und Alexander Riedel zeigen eine alternative, naturverbundene Welt, die Welt des achtjährigen Kiran. Sein Revoltieren gegen die Reform- Schule, sein Wunsch nach Wurst und Ketchup unterläuft die Idylle. Der Film folgt diesem Prozess beinahe beiläufig, in der Schilderung des Alltags bis zu der Entscheidung: die Erwachsenen erlauben Kiran, auf eine staatliche Schule zu gehen. Sein Wunsch, eine andere Welt kennen zu lernen wird sich erfüllen. Glück - auch für die Zuschauer, die bei diesem Entwicklungsschritt dabei sein dürfen. Die beobachtende Kamera fängt schöne Bilder ein, der Menschen und der Natur in der sie sich bewegen, unaufgeregt wie auch die stringente Dramaturgie, formal stimmig.
Foto: Hochschule für bildende Künste Hamburg
Reality 2.0
Hersteller: Hochschule für bildende Künste, Hamburg
Regie und Drehbuch: Victor Orozco Ramirez
Laufzeit: 11 Minuten
Ein Flugzeug explodiert beim Landeanflug. Doch es ist nur ein Traum. Zum Glück. Oder doch nicht? Das Vermischen von Realität und Traum, genauer gesagt das Vermischen verschiedener Realitäten zwischen scheinbarer Harmonie in Deutschland und dem Drogenkrieg in Mexiko setzt Victor Orozco virtuos um. Er nutzt eine Bildsprache zwischen Fotorealismus und Malerei. Die Bilder flackern bisweilen wie im guten alten Kintopp. Doch das ist Prinzip. Alltagsbilder, grafisch reizvoll inszeniert, bilden einen verstörenden Kontrast zu den Schilderungen ausufernder Gewalt und dem Wettlauf um deren medienwirksame Inszenierung. Die Verfremdung von rotoscopierten dokumentarischen Aufnahmen, auch bekannt als Animadok, ist die adäquate formale Antwort auf das Thema. Allerdings geht es im mexikanischen Drogenkrieg um mehr als um bloße Gewalt. Es geht vielmehr um Gewaltvoyeurismus, die Faszination, die von Tod und Horror ausgeht, die Allgegenwart des Tötens dank Youtube. Der aktuelle Zusammenhang zwischen realer Gewalt im Alltag und virtueller per Computerspiel oder im Internet erzeugter Surrealität. Im Film heißt es sarkastisch: "In Mexiko werden die Kaninchen zu Ratten. Ästhetik des Horrors."